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Klimawandel und Borkenkäfer

Unser Wald verändert sich

In der letzten Sitzung des Gemeinderates Illingen am 5. Februar 2025 (wir berichteten) war Revierförster Ingo Piechotta zu Gast und informierte den Rat über den Zustand des Hosterwaldes sowie über aktuelle und geplante Maßnahmen.

Alle Bürgerinnen und Bürger, die mit offenen Augen durch den Wald spazieren, beobachten es seit langem: Die Fichtenbestände in unseren Wäldern sterben in großem Umfang ab. Ob im Staatswald oder im Kommunalwald der Gemeinde Illingen, an vielen Stellen sieht man flächendeckend nur noch verdorrte Bäume mit abgeplatzter Rinde, deren Stämme zerbrechen oder die gleich mitsamt dem Wurzelteller umfallen.

Die Fichte wurde als „Brotbaum“ nach dem Krieg überall in großen Monokulturen angepflanzt, weil sie schnell wächst und gutes Bauholz bereitstellt, dessen Bedarf nach wir vor sehr groß ist. Sie braucht wegen ihres flachen Wurzelsystems von Natur aus feuchte Standorte mit guter Wasserversorgung der oberen Bodenschichten. Durch die zunehmend trockenen Sommer leidet sie massiv unter Wassermangel und gerät unter großen Stress. Dadurch hat der Borkenkäfer leichtes Spiel, denn die Fichte kann aufgrund des Wassermangels kein Harz mehr zur Abwehr der Käfer bilden. In der Folge kam und kommt es zu massenhaftem Befall und großflächigem Fichtensterben. Diese Entwicklung ist weder aufzuhalten noch umkehrbar. Wir werden unsere Fichtenbestände innerhalb kurzer Zeiträume komplett verlieren.

Das Landeswaldgesetz schreibt vor, dass befallenes Holz schnellstmöglich aus dem Wald entfernt werden muss. Dabei gelten Hiebsmaßnamen aufgrund von Schädlingsbefall rechtlich auch nicht als Kahlschlag. Den Befall kann man damit aufgrund der schieren Menge mittlerweile nicht mehr verhindern, aber man kann die toten Fichten noch als Bauholz oder für Spanplatten nutzen. Damit bleibt das in ihnen enthaltene CO2 dauerhaft gebunden und der Erlös kann in die Wiederaufforstung und Entwicklung eines artenreichen und widerstandsfähigen Laubmischwaldes fließen. Diesen Weg geht auch die Gemeinde Illingen mit ihrem kommunalen Wald. Unser Revierförster Ingo Piechotta hat hierzu in der vergangenen Gemeinderatssitzung ausführlich informiert.

Die Abholzung der toten Fichten, die im Übrigen auch nicht mehr zum Wasserrückhalt im Boden oder als Schatten- und Samenbaum dienen können, wie vielfach vermutet, erfolgt maschinell mit großem Gerät. Das sieht für viele Waldbesucher schlimm aus und der Ruf nach „schonender Bearbeitung“ wird laut. Es ist aber wirtschaftlich und vom Zeitaufwand her nicht möglich, solch große Schadflächen von Hand zu fällen und die Stämme einzeln zu bergen. Zudem wäre das für die Waldarbeiter, die bei Wind und Wetter einen sehr beschwerlichen und riskanten Job machen müssen, viel zu gefährlich. Die toten Fichten können spontan zusammenbrechen und Menschen unter sich begraben. Solche Unfälle sind schon passiert, das kann niemand verantworten. Die eingesetzten Maschinen haben bauartbedingt einen niedrigen Bodendruck und fahren auf eigens angelegten Rückegassen mit Reisigaufbau zur zusätzlichen Druckverteilung.

Der Gemeindewald ist gleich doppelt zertifiziert, seit 2003 nach FSC und seit 2004 zusätzlich nach PEFC-zertifiziert. Er unterliegt strengen Kriterien zur nachhaltigen und ökologischen Bewirtschaftung. 2023 hat die Gemeinde Illingen nach Ratsbeschluss Fördermittel des Bundes für ein „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragt und erhält jährliche Zuwendungen für die Anpassung des Gemeindewaldes an die Herausforderungen durch den Klimawandel. Die Einhaltung der strengen ökologischen Kriterien zu Bewirtschaftung, Aufforstung und Naturverjüngung muss dokumentiert und nachgewiesen werden.

Unser Revierförster Ingo Piechotta freut sich über das Interesse des Gemeinderates und der Bürgerinnen und Bürger am Thema Wald und wird hierzu jährlich berichten. Ansonsten steht er allen Interessierten unter der 0175-220 0829 für Fragen gerne zur Verfügung.
 

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